Prof. Dr. Sven Voelpel im Interview: Wie wir jung bleiben, obwohl wir älter werden
Entscheide selbst, wie alt du bist – Der Altersforscher im Gespräch
Prof. Dr. Sven Voelpel (Jahrgang 1973) ist Professor für Betriebswirtschaftslehre an der Jacobs University Bremen und Gründer des WISE Demografie Netzwerks. Seine Forschungsschwerpunkte sind:
Demografischer Wandel
Diversity
Leadership
Er berät unter anderem die Allianz, Daimler, die Deutsche Bahn und die Bundesagentur für Arbeit – und gilt als einer der führenden Altersforscher Deutschlands.
Das Buch „Entscheide selbst, wie alt du bist“ – Ein neuer Blick aufs Alter
Im Buch vermittelt Voelpel fundiert und unterhaltsam, was die Forschung über das Jungbleiben weiß – und wie wir selbst aktiv beeinflussen können, ob wir alt sind oder nur älter werden.
Demografischer Wandel – Weniger Erwerbstätige, längeres Leben
Deutschland altert:
Immer längere Lebenserwartung
Sinkende Geburtenrate
Voelpel rechnet vor: Zwischen 2004 und 2040 schrumpft die Zahl der arbeitsfähigen Menschen in Deutschland von 44,5 auf 30 Millionen. Eine Herausforderung für Gesellschaft und Wirtschaft.
Altersbilder prägen unsere Leistungsfähigkeit – negativ wie positiv
Noch immer gilt in vielen Köpfen die Gleichung:
„Alter = Defizit“.
Doch Studien zeigen:
Wer mit negativen Altersbildern konfrontiert wird, hat 50 % weniger kreative Ideen
Positives Denken hingegen kann die Ideenrate verdoppeln
Das nennt sich Priming-Effekt – und funktioniert in allen Lebensbereichen.
Alt oder nur älter? Selbstbild und Haltung sind entscheidend
Viele halten ältere Menschen für:
weniger flexibel
öfter krank
geistig langsamer
Voelpel widerspricht:
Wer sich jung fühlt, bleibt aktiver, lebt im Schnitt über sieben Jahre länger und profitiert von der selbsterfüllenden Prophezeiung – einem Effekt, der auch als Placebo-Effekt der Altersforschung gilt.
Alter ist nicht gleich Alter – die vier Dimensionen des Älterwerdens
Voelpel unterscheidet:
Kalendarisches Alter
Biologisches Alter
Gefühltes Alter
Soziales Alter
Diese Komponenten können stark voneinander abweichen – wie man bei der Ausstellung „Ey Alter“ in Bremen selbst testen kann.
So bleibst du jung – die besten Tipps aus der Forschung
Was wir selbst tun können:
Körper und Geist aktiv halten
Neugierig bleiben
Gesunde Ernährung pflegen
Soziale Beziehungen stärken
Weiterlernen – ein Leben lang
Selbstwirksamkeit – also der Glaube an die eigene Fähigkeit – kann die Leistung um bis zu 40 % steigern.
Ruhestand oder Weiterentwicklung? Bewegung hält das Gehirn jung
Studien zeigen:
Menschen, die nach dem offiziellen Ruhestand körperlich oder beruflich aktiv bleiben, behalten länger ihre geistige Leistungsfähigkeit.
Der Blutfluss im Gehirn bleibt stabiler, die mentale Fitness höher – im Vergleich zu Menschen, die sich komplett zurückziehen.
Fazit: Altern ist gestaltbar – und beginnt im Kopf
Ob wir jung bleiben, hängt nicht allein vom Geburtsjahr, sondern vor allem von unserem Mindset, Lebensstil und sozialen Umfeld ab.
Prof. Dr. Sven Voelpel zeigt:
Alter ist keine Grenze, sondern eine Chance für neue Lebensmodelle – wenn wir bereit sind, sie zu nutzen.