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Antonia Rados wird 65: „Für Krisenreporter gibt es kein Rentenalter“

Antonia Rados berichtet seit fast 40 Jahren aus Kriegsgebieten. Als Frau erlebt sie Kriege anders als Männer und fokussiert sich auf die Folgen. Trotz vieler Tragödien sieht sie ihre Arbeit als Krisenreporterin als lebenslanges Engagement ohne Rentenalter.

Antonia Rados wird 65: „Für Krisenreporter gibt es kein Rentenalter“

RTL-Reporterin Antonia Rados treibt es immer wieder raus. Seit fast 40 Jahren berichtet sie aus Kriegs- und Krisengebieten. Dabei hat sie festgestellt: Frauen gehen das anders an als Männer.

Ihr erster Einsatz war 1980. Bürgerkrieg im Libanon, Beirut. Antonia Rados sollte ein Interview mit PLO-Chef Jassir Arafat machen. „Ich tauchte da auf, ohne irgendeine Ahnung. Falsch vorbereitet, falsch gekleidet. Hochhackige Schuhe, hellblaues Leinenkostüm.“ Aber das Interview mit Arafat klappte. „Da habe ich mir dann gedacht: Naja, so schwierig ist es auch nicht.“ Jetzt, 38 Jahre später, ist Rados immer noch RTL-Kriegs- und Krisenreporterin. Am Freitag (15. Juni) wird sie 65, aber das bedeutet ihr nicht viel. Eigentlich wollte die gebürtige Österreicherin Auslandskorrespondentin werden, doch vor 40 Jahren sei es noch unvorstellbar gewesen, eine Frau aus Washington oder Paris berichten zu lassen, erzählt sie am Telefon. „Damals wurde man noch als "Mädel" bezeichnet.“ Ihre einzige Möglichkeit, wenigstens vorübergehend aus dem Ausland zu berichten: Sie musste Gegenden bereisen, die anderen zu gefährlich waren. Rados ist überzeugt, dass Frauen anders über den Krieg berichten als Männer. „Sie berichten nicht so sehr über den Krieg selbst, sondern über die Folgen. Soldaten sind etwas extrem Fremdes für sie. Frauen sind nicht fasziniert von Waffensystemen. Ich erlebe es immer wieder, dass männliche Kollegen dann zu fachsimpeln beginnen. Oder dass sie in uniformartigen Verkleidungen herumlaufen. Frauen machen das nicht.“ Häufig hat Rados aus islamischen Ländern berichtet. „Man wird dort als westliche Frau zu einem Ehren-Mann erhoben. Das habe ich gerade noch im Jemen erlebt. Man wird dann zum Essen eingeladen wie ein Mann. Andererseits darf man aber auch die Frauen befragen. Das ist ein großer Vorteil.“ Viele Tragödien hat sie im Laufe der Jahre hautnah miterlebt, im Irak, in Syrien, im Jemen. „Für mich war das Schlimmste vor einigen Jahren, als ich über eine junge Frau in Afghanistan berichtete, die sich selbst angezündet hatte, aus Verzweiflung über eine Zwangsehe. Diese Frau erwartete Hilfe von uns, aber ich konnte diese Hilfe nicht leisten. Ich wusste, dass sie sterben würde, der Arzt hatte mir das gesagt. Das hat mir Alpträume bereitet.“ Immer wieder denkt sie: „Ich kann doch nichts tun. Oder nur sehr wenig tun.“ Seit mehr als 30 Jahren lebt sie in Paris; ihr Partner ist Franzose. „Das ist eine andere Welt.“ Das gelte völlig unabhängig davon, wo man lebe: Paris, Düsseldorf, irgendein kleiner Ort, egal. Der Kontrast sei das Leben im Krieg und im Frieden. Beides müsse man strikt getrennt halten. Ihre französischen Freunde und Freundinnen wissen teilweise gar nicht, was sie beruflich macht. Wenn sie losfährt, nimmt sie nur sehr wenig mit: einen kleinen Rucksack, darin eine Taschenlampe, ein paar Blusen, Nivea, etwas zu lesen und Schokolade. Es ist die Neugier, die sie immer wieder raustreibt. „Afghanistan und den Iran habe ich vor 30 Jahren zum ersten Mal besucht, und noch immer stehen diese Länder im Mittelpunkt des Interesses. Ich will einfach wissen: Wie sieht es dort jetzt aus? Was sagen die Menschen?“ Antonia Rados ist sich sicher: „Für Krisenreporter gibt es kein Rentenalter.“

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