Warum Best Practice ein Umsetzungskiller ist
Die Grenzen von Best Practice
Am 10. Oktober 2016 erschien Kishor Sridhars neuestes Buch „Hätte, würde, könnte – MACHEN“ im Redline Verlag. In diesem fünften Buch zeigt der Top-Trainer und Managementberater, welche die größten Stolpersteine in unserem Denken und täglichen Verhalten sind, die uns unbewusst daran hindern, unsere Ideen erfolgreich in die Tat umzusetzen. Einer dieser verdeckten Umsetzungskiller ist Best Practice, und in diesem exklusiven Beitrag für Speakers Excellence erklärt Bestseller-Autor Kishor Sridhar, warum Best Practice mehr schadet als nützt.
Der Reiz von Best Practice: Eine bekannte Falle
Wir sind alle schon einmal mit Best Practice konfrontiert worden, ob wir es wollten oder nicht. Die Grundidee hinter dem Begriff ist, dass was einmal gut funktioniert hat, auch ein zweites Mal gut funktionieren sollte. Daher schaut man sich an, was andere in der eigenen Branche oder im eigenen Unternehmen besonders gut machen, sucht nach Best Practice und erhebt dies dann zum Maßstab des eigenen Handelns. Es gibt unzählige Managementbücher, die nur so vor Best-Practice-Beispielen strotzen, und viele Berater verdienen mit diesem Ansatz eine Menge Geld, da sie über eine geheime Best-Practice-Datenbank verfügen – eine Schatztruhe voller des besten Wissens der besten Unternehmen. Das Versprechen lautet: einfach diese Ansätze nachmachen, und schon ist man erfolgreich. Am Ende ist man dann zwar um einige Anekdoten reicher, aber leider genauso schlau wie vorher.
Die Mängel von Best Practice
Natürlich kann man aus Erfolgsgeschichten einiges lernen, vor allem wenn man neues Terrain betritt. Doch solche Best-Practice-Beispiele führen nicht automatisch zum Erfolg. Im Gegenteil, sie können uns sogar ausbremsen – besonders wenn es um neue Ideen geht. Best Practice hat zwei gravierende Fehler:
1. Es macht uns träge und bequem
Vorgefertigte Lösungen machen uns denkende Träumer, da wir Vorgehensweisen einfach übernehmen, ohne sie kritisch zu hinterfragen. Wir schalten unser Gehirn aus und folgen nur, was bereits gemacht wurde.
2. Es ist wie ein Standardbausatz, der nicht immer passt
Best Practice ist wie ein Standardbausatz: Die Maße passen vielleicht, müssen aber nicht. Und wenn sie nicht passen, wird es problematisch. Wir merken, dass der Ansatz irgendwie nicht funktioniert, aber da es ja Best Practice ist, also bewiesenermaßen die beste Lösung, müssen wir anfangen, an uns selbst zu zweifeln, statt die Methode zu hinterfragen.
Die Stagnation von Innovation durch Best Practice
Ich übertreibe nicht, wenn ich sage, dass ich sehr innovative Unternehmen kennengelernt habe, die, sobald sie den Best-Practice-Virus ins Haus geholt hatten, ihre Innovationskraft erheblich ausbremsten. Sicher, Best Practice muss nicht immer zu den schlechtesten Ergebnissen führen, wenn man sich der Grenzen dieses Ansatzes bewusst ist. Aber nur weil etwas einmal funktioniert hat, heißt das nicht, dass es auch in jeder anderen Situation funktioniert.
Ein Beispiel: Wenn Sie einen tollen Prinzessinnen-Geburtstag für Ihre neunjährige Tochter organisiert haben, mag das eine tolle Best Practice für diese Gelegenheit sein. Aber wenn Sie dasselbe Konzept für den Geburtstag Ihres sechzehnjährigen Sohnes anwenden, wird das mit hoher Wahrscheinlichkeit ein großer Fehlschlag – es sei denn, Sie passen das Konzept an, vielleicht indem Sie sechzehnjährige Prinzessinnen einladen. Der Schlüssel ist, dass Best Practice immer angepasst und nicht einfach kopiert werden sollte.
Von Best Practice zu Better Practice
Für alle, die immer noch an Best Practice glauben, möchte ich folgende Frage stellen: Wenn es in der Steinzeit Best Practice war, mit Steinen und trockenem Gras Feuer zu machen, warum haben wir dann heute Feuerzeuge? Das Anschauen von Best Practices ist an sich nicht falsch. Der richtige Umgang sollte jedoch sein: Lassen Sie sich inspirieren statt kopieren. Ihr Projekt verdient mehr als Best Practice – es braucht Better Practice.