Nutzungshinweis Das Angebot von Expert Marketplace ist an Geschäftskunden gerichtet. Ein Vertrag mit Endverbrauchern wird nicht geschlossen.

Expert Blog

Author avatar
Expert Marketplace
Blog-Startseite

Content-Infarkt führt zum Wahrnehmungstod

Der Text kritisiert die Überflutung mit Werbebotschaften und plädiert für eine Marketingkommunikation mit mehr Substanz und weniger Lärm. Es wird betont, dass Kommunikation relevant sein muss, um effektiv zu sein, und dass es Zeit braucht, um Ideen und Kreationen sorgfältig zu entwickeln. Die Forderung nach einer Totalreform der kommerziellen Kommunikation wird erhoben, um dem drohenden Content-Infarkt entgegenzuwirken.

Content-Infarkt führt zum Wahrnehmungstod
Ein Plädoyer gegen das Mehr-ist-mehr-ist-mehr-ist-mehr in der Marketing-Kommunikation. Wenn man sich die Zeit nimmt und ganz vorsichtig lauscht, dann hört man das leise Wimmern der Marketingexperten. Traurigzusammengekauert sitzen sie in ihren Besprechungsräumen und fabulieren über die Frage, wie Inhalte und Werbebotschaften denn nunbeschaffen sein müssen, damit man wieder ankommt beim Kunden.Damit der Konsument hinsieht, hinhört, hinfühlt. Damit er sich wiedermit unserer Marke beschäftigt. Damit er wieder auf Veranstaltungenkommt, Blogs liest, Postings teilt und überhaupt: Wie er wiederzugänglich wird für absatzerzeugende Kommunikation. Der Mensch ist eben ein schwer verständliches Wesen. Wenn man fragt, ob er Werbung möchte, dann zimmert er einem quasi das „Werbungverboten“-Aufkleberchen direkt ins Gesicht. Er installiert Adblocker, duckt sich in der Fußgängerzone vor dem Prospektverteiler weg und schaut genervt, wenn er die Frage hört: „Haben Sie eine Bonuskarte?“ Nie war mehr Botschaft als heute – und nie war sie wertloser. So schrieb der Media-Profi Thomas Koch vor einigen Wochen in der Wirtschaftswoche.Von einigen hundert bis wenigen tausend Werbebotschaften war schonvor 20 oder 30 Jahren die Rede. Von 5000 oder mehr Werbebotschaftenpro Tag spricht man heute. Dabei ist es egal, wie groß die Zahl derBotschaften genau ist, die tagtäglich auf uns einprasselt. Interessanter istdie Frage: Wie soll das weitergehen?

Es geht um die Zeit der Menschen

Fakt: Jeder Mensch hat 24 Stunden Zeit pro Tag. Um diese 86.400 Sekunden – abzüglich lebensnotwendiger und lebenserhaltenderTätigkeiten – bewerben sich Marken, Produkte und Firmen. Sie wollenunsere Zeit, um Geld zu verdienen. Soweit nichts Neues. Und der Menschduckt sich bewusst und unbewusst immer mehr weg, flüchtet, verstecktsich, nur um seine mentale Ruhe zu haben. Die Werbebranche reagiertritualisiert mit einer sehr ausgeprägten „Mehr-ist-Mehr-Mentalität“.Mehr Werbedruck, mehr Reichweite, mehr Pageviews, mehr Traffic, mehr Conversion, mehr Funnel, mehr Customer Experience, mehr irgendwas. Dieses Mehr wird dann weiter mit zuckersüßer Relevanzsahne veredelt.

Die Relevanz-Lüge

Marketingexperten erheben reflexartig die Hand und predigen wieder und wieder die alte Leier vom „Relevanten Content“. Die Relevanzfrage istaber weder neu noch innovativ. Es ist sogar absurd, denn nie hatirgendjemand „weniger oder mittelviel Relevanz“ gefordert. Die Art, wiedarüber gesprochen wird, suggeriert, dass man „Relevanten Content“ imzentnerweise in Säcken kaufen kann. Werbliche Kommunikation mussteschon immer relevant sein, um effektiv UND effizient zu sein. Ende derAnsage. Und auf diese haben viele Marketer, eben einfach keine andere Antwort als „Mehr“. Dabei ist die Sachlage einfach: Kommunikation istdann relevant, wenn sie im richtigen Moment mit der richtigenBotschaft auf die richtige Person trifft. Die Suche nach der Weltformelder Kommunikation ist dabei wahrscheinlich nie abgeschlossen, da dieInstrumente und die Menschen sich im Laufe der Zeit beständig wandeln.

Auf dem Weg zum Kommunikations-Burnout

Was sich also abzeichnet ist: Kommunikation wird immer mehr, aber immer weniger besser. Wir werden bis zum mentalen Bersten undKommunikations-Burnout programmatisch mit Information zugeballert.Ein Ende ist nicht in Sicht. Hier noch ein Funnel, da noch ein Whitepaper.Auch am heutigen Tag arbeiten wieder viele Startups daran, noch weiterin unsere Gehirnzellen vorzudringen. Der kometenhafte Aufstieg vonGoogle, Facebook und Amazon als Werbeträger beweist, wie sehr Markenanbieter auf der Suche nach einem wirksamen und messbarenZugang zum Kunden sind. Er beweist, dass wir selbstverständlich den personalisierten und gezielten Zugang zur Wunschkundengruppe suchen.Natürlich wollen wir nicht mit der Schrotflinte in den Wald ballern. Wir wollen es nicht, aber wir tun es trotzdem immer wieder. Zwischenden Eigenwerbeversprechen der Big Five, Heerscharen vonMarketingexperten und der Realität besteht also doch immer noch eine große Lücke.

Wann kommt der Content-Infarkt?

Wir sind also nicht weit entfernt vom totalen Content-Infarkt. Der Dauerbeschuss der werbenden Industrie nötigt uns, dass wir immernäher an den Punkt der absoluten Ablehnung kommen. Ab wann werdenwir pauschal weghören, wegsehen und weggehen? Einfach weil der besteSchutzmechanismus der ist, sich zu verschließen. Alles an sich abperlenzu lassen. Vor ein paar Jahren nannte man es niedlich „Banner Blindness“,jetzt sind wir bei totaler, bewusster Verweigerung. Wir beginnen Markenzu hassen. Es ist davon auszugehen, dass die Werbebranche auch darauf wieder mit „Mehr“ reagieren wird. Natürlich wird auf Konferenzen diskutiert, wie man eben jene vielbeschworene Relevanz herstellt. DieBemühungen der Industrie und der Agenturen scheinen aber nicht zu fruchten. Daten können dieses „Mehr“ gut, aber eben nicht zwingend „Clever“. Die Antwort liegt im „Content Marketing“ sagt man. Hier werden gleich zwei Säue durchs Dorf gejagt: Der tapfere „Storytelling“ und der nette „Nutzwert“. Eine packende Geschichte, erzählt an dierichtige Person, war schon immer ein wichtiges Stilmittel gelungenerKommunikation, nicht nur in der Werbung. Und wenn’s was hilft –super! Das Problem wird dabei aber noch befeuert. Denn Geschichtenbrauchen weitere Zuhör-, Hinseh- und Konzentrationszeit, damit sie ihreDramaturgie entfalten können. Und ob mir das x-te Whitepaper mit zehnabgeschriebenen Tipps die Abgabe meiner Daten wert sind – gute Frage.Ein wahrer Teufelskreis. Die relevanteste und schönste inhaltsbasierte Werbung ist eben schon dem Grunde nach zum Scheitern verurteilt, wennsie im allgemeinen Zuviel untergeht.

Es braucht eine Totalreform der kommerziellen Kommunikation

Es ist schwierig einen klugen Ratschlag zu geben, wie man dem totalen Content-Infarkt denn nun vorbeugen kann. Mit erhobenem Zeigefingermüsste man der gesamten Wirtschaftswelt empfehlen, gesammelt einen Gang runter zu schalten. Man müsste den Marketern und der Agenturszene eine Zwangspause verordnen, um zu beobachten, ob dasbeim Konsumenten irgendetwas auslöst. In dieser Zeit könnten wir in Ruhe an der Frage arbeiten, mit welcher relevanten Substanz wir in Zukunft kochen. Das Problem bleibt aber gleich: Wenn alle relevant sein wollen, ist plötzlich niemand mehr relevant. Auch die Riege der Marketingberater müsste einsehen, dass sie aktuell keine guten Rezepte zur Überwindung dieses Zustands hat. Denn wie entrinnt man demTeufelskreis des kommunikativen Wettrüstens? Eine „Aufmerksamkeitssteuer“ für Gratis-Bezahlinhalte brachte neulich jemand ins Spiel. Großartige Idee. Da sollte man drüber reden.

Guter Rat ist leise

Ich habe tatsächlich – Experten-untypisch – keine kluge Empfehlung für Sie. Man könnte jedoch in einem Gedankenspiel darüber nachdenken, obschon das konsequente Ablehnen von Schnellschüssen ein Weg sein könnte. Wie wäre es, wenn wir einfach keine Kommunikation mehr machen, die nicht eine gewisse Zeit lang durchdacht wurde? Wie wäre es,wenn man sich wieder mehr Zeit für Ideenfindung und Kreation nähme? Wenn man Relevanz auch darüber herstellen würde, indem man besser, länger und mehr nachdenkt, bevor man handelt? Es würde uns hier und da die Augen öffnen. Es würde den Blick darauf lenken, dass wirzu häufig zu forsch und zu schnell agieren. Das widerspricht natürlich denPredigten der großen Motivationstrainer, die ihr Geld damit verdienen,Menschen einzureden, sie müssten ins Handeln kommen. Dabei istdenken ja auch schon Handeln. Nur eben ohne Menschen dabeikommunikativ zu belästigen.

Lautstärke runter!

Wenn wir also alle die Lautstärke und Frequenz unserer kommerziellen Kommunikation herunterdrehen würden, dann würden wir auch das Wimmern der Marketingexperten wieder hören. Und dann könnten wir gemeinsam mit ihnen dazu übergehen, endlich wieder Marketing- Kommunikation mit Substanz zu machen. Substanzielles Marketing und substanzielle Kommunikation, die tiefgründig hinterfragt, wo wir stehen, was wir wollen, für wen wir das wollen und wie wir das im richtigen Moment, mit dem richtigen Inhalt an die richtige Zielgruppe kommunizieren. Wir müssten wieder mehr daran arbeiten, wie man Marken begehrlich macht. Die dahinter stehende Kunst scheintnämlich durch digitale Tools von Facebook und Google langsamverloren zu gehen. Dafür braucht es aber Leute die das a) wollen undwichtig finden, die b) eine Ahnung davon haben und die c) bereit sind den anstrengenden Weg jenseits einfacher Heilslehren zu gehen. Wir müssen damit leben, dass es Menschen gibt, die Markenpflänzchen mit Holzhammer und Schrotflinte großreißen wollen. Wenn wir dem Wimmern der Marketingberater lauschen, könnten wir mit ihnen gemeinsam darüber nachdenken, wie wir mit weniger Kommunikation mehr erreichen. Es wäre eben einfach schön darüber nachzudenken, wie es wäre, wenn wieder mehr Substanz wäre.

Weitere Beiträge von Expert Marketplace

Alle Beiträge von Expert Marketplace
Von der Arena auf die Bühne – Warum Sportler als Speaker Motivation und Leadership neu definieren
Author avatar Expert Marketplace

Von der Arena auf die Bühne – Warum Sportler als Speaker Motivation und Leadership neu definieren

Wenn Worte bewegen, weil sie gelebt wurden – warum Speaker aus dem Sport echte Impulse für Unternehmen setzen. Zum Beitrag
Vertrauen ist kein Versprechen – sondern eine Erfahrung
Author avatar Expert Marketplace

Vertrauen ist kein Versprechen – sondern eine Erfahrung

Wie Bewertungen Vertrauen schaffen – und warum die Partnerschaft zwischen Speakers Excellence und ProvenExpert neue Maßstäbe in der Speaker-Auswahl setzt. Zum Beitrag
Trendthemen 2025: Was Unternehmen jetzt wissen müssen
Author avatar Expert Marketplace

Trendthemen 2025: Was Unternehmen jetzt wissen müssen

Digitalisierung, Generationenwandel, Nachhaltigkeitsdruck und neue Führungsmodelle – die Herausforderungen für Unternehmen nehmen zu. 2025 wird ein Jahr, in dem strategische Weichen gestellt werden. Wer mit den richtigen Impulsen vorausgeht, sichert sich nicht nur die Zukunftsfähigkeit, sondern auch die Motivation und das Vertrauen von Mitarbeitenden, Kunden und Partnern. Zum Beitrag
Zukunft braucht Zuversicht – Ein Interview mit Gerd und Jana Kulhavy
Author avatar Expert Marketplace

Zukunft braucht Zuversicht – Ein Interview mit Gerd und Jana Kulhavy

Im Gespräch mit Mario Schmidt sprechen Gerd und Jana Kulhavy, Gründer und Geschäftsleitung von Speakers Excellence, über die Bedeutung von Zuversicht in herausfordernden Zeiten, die Rolle von Führungskräften und warum positives Denken ein Schlüssel zur Zukunft ist. Zum Beitrag