INTERVIEW: Unternehmensberaterin Monika Matschnig über die Kraft der Körpersprache
Egal ob bei einem Vorstellungsgespräch, einem Kundentermin oder einer Präsentation vor breiten Publikum: Hochgezogene Augenbrauen, verschränkte Arme, lockere Handgelenke senden klare Signale aus. Welche Körpersprache bei unserem Gegenüber richtig ankommt und was man unbedingt vermeiden soll, darüber wird Monika Matschnig am 22. Juli im Rahmen des Wissensforums im Waltherhaus in Bozen referieren. Im „WIKU“- Gespräch nimmt die Unternehmensberaterin einige Tipps vorweg. „WIKU“: Wer den amerikanischen Wahlkampfin den Medienverfolgt, dem sind die übertriebeneGesten und Grimassen derKandidaten aufgefallen.Was DonaldTrump derzeit liefert, wärein Europa allerdings undenkbar.Ist Körpersprache ein universellesVerständigungsmittel oderist sie kulturell bedingt? Monika Matschnig: Donald Trump ist in der Welt des Entertainments groß geworden. Er kennt ihre Regeln und weiß genau, mit welchen Gesten er bei seinen Wählern punkten kann. Hillary Clinton beherrscht das nicht so gut und schafft es auch deshalb nicht immer, die Herzen der Zuhörer zu erreichen. Dies vorweggenommen kann man sagen, dass es Körpersignale gibt, die sich kulturell entwickelt haben. Es gibt aber auch eine universelle Körpersprache. So schadet es beispielsweise niemandem, wenn er seine Worte mit den Händen unterstreicht. Seine Stimme wirkt dabei dynamischer. Und: Er wird sogar flexibler im Denken. „WIKU“: Ist Körpersprache genetischfestgelegt oder kann sieantrainiert werden? Monika Matschnig: Jeder Mensch hat die Möglichkeit, sich zu verbessern. Eine korrekte Körpersprache kann man erlernen, denn größtenteils sind unsere Gesten ohnehin anerzogen – in der Schule, von den Eltern, durch die Erfahrungen. Und Antrainiertes kann man immer auch abtrainieren. Man muss jedoch darauf achten, dass die „neue“ Körpersprache auch zum jeweiligen Typ passt. Ein introvertierter Mensch darf sich niemals extrovertiert geben. Das wirkt nicht stimmig und kann nur schief gehen. „WIKU“: Sie behaupten, dass dererste Eindruck eines Menschenin den ersten 150 Millisekundeneiner Begegnung entsteht. Monika Matschnig: Absolut. Jeder kenntdas Gefühl: Ich sehe einen Menschenund weiß sofort, ob er mirsympathisch oder unsympathischist. Wobei Sympathie auchgleich mit Kompetenz assoziiertwird. Versäumt man diesen Augenblick,muss man sich hinterherumso mehr bemühen, umden ersten Eindruck wieder wett zumachen. „WIKU“: Welche Körpersprachesollten Frauen „sprechen“, umbei ihrem Gegenüber zu punkten?Welche Männer? Monika Matschnig: Das ist je nach Situationverschieden. Frauen lächelngerne beim ersten Treffen – oftauch um eine gewisse Unsicherheitzu kaschieren. Obwohl Lachentotal wichtig ist, ist eine solche Haltungim Berufsleben nichtunbedingt ratsam. Gerade weilsie am Anfang ernst bleiben, wirken Männeroft seriöser. Im Flirtbereichist die Situation eine völligandere. Hier fliegen Männervor allem auf lächelnde, freundlichwirkende Frauen. „WIKU“:Was sollte jeder – egal ob Frau oder Mann – unbedingt vermeiden? Matschnig: Wie paralysiert mit steifem Blick dazustehen und mit lockeren Handgelenken zu gestikulieren – das drückt Schwäche aus. Auf einem Bein zu stehen, strahlt ebenso Unsicherheit aus. Den Kopf hoch zuhalten, wird hingegen als Zeichen von Arroganz interpretiert. Man sollte aber auch spitze Gesten vermeiden, also weder mit dem Finger auf jemanden zeigen noch auf jemanden mit den Fingern schießen. Unser Gegenüber wird sich dabei sofort angegriffen fühlen und automatisch auch unsere Stimme als „spitz“ empfinden. „WIKU“: Gibt es eine goldene Regel für ein gelungenes Kundengespräch oder eine erfolgreiche Präsentation? Matschnig: Das ist die Leidenschaft. Ich muss vollkommen überzeugt sein von dem, was ich tue. Denn wenn ich von etwas überzeugt bin, dann strahle ich das auch nach außen aus. Deshalb muss sich jeder genau überlegen, ob er zu dem steht, was er tut und sagt. Nicht immer kann und darf man aber sagen, was man denkt und fühlt. Wer etwas verkaufen muss – egal ob es Ideen oder Waren sind –, wer andere Menschen unbedingt überzeugen will, wer schlichten oder begeistern soll, muss sich deshalb selbst „inszenieren“ können. Das Leben ist eben eine Bühne.