Das Trump-Drama: Wie konnte es passieren?
Jetzt ist es passiert. Ein amerikanischer Präsident, den postfaktisch keiner haben wollte, und der dennoch mit ausreichender Mehrheit vom Volk gewählt wurde, richtet sich mitsamt Familie im Weißen Haus ein und übernimmt die Weltherrschaft. Weltweit ist der Aufschrei groß, das Entsetzen steht den Staatsmännern ins Gesicht geschrieben! Statt jubelnden Menschenmassen zieren Demonstranten den Wegesrand seiner Siegesparade. Tag für Tag beobachtet die Weltöffentlichkeit seither, dass und wie der US-Präsident arbeitet. Weitaus radikaler als erwartet unterzeichnet er ein Dekret nach dem anderen. Erst streicht er Frauen das Recht zur Selbstbestimmung ihres Körpers, baut eine Mauer um sein Revier und weist Geflüchtete unter den Augen der Freiheitsstatue den Weg "right back home!"
Was ist los in Amerika, in der Wiege der Demokratie? Warum echauffieren sich erst jetzt alle? War dieses Drama nicht im Vorfeld abzusehen? Wie konnte es passieren, dass Donald Trump Präsident werden konnte? Das ist die zentrale Frage, die wir schnellstmöglich beantworten sollten, bevor wir den gleichen Fehler noch einmal machen. Aus Sicht der Kommunikationswissenschaft gibt es drei Phänomene, die zusammenkommen und das Trump-Drama erklären.
1. Menschen sind manipulierbar!
Die Gehirnforschung erklärt es uns schon lange, und die PR-Strategen von Trump haben gut aufgepasst. Menschen entscheiden nicht rational, sondern zunächst rein emotional. Der Wahlerfolg von Trump ist in erster Linie ein Manipulationserfolg der Trump-Kommunikatoren. Der Reihe nach:
Das menschliche Gehirn ist - ganz vereinfacht ausgedrückt - in drei Bereiche gegliedert (vgl. Sawetz, 2015: 331). In das Stammhirn, das Zwischenhirn und das Großhirn. Die Entscheidungsfähigkeit von Menschen ist niemals rein rational, sondern immer geprägt und gefiltert von unseren Urinstinkten und Emotionen.
Trumps geniale PR-Strategie
Wenn man die US-Wahl nach der Logik unseres Gehirns betrachtet - wer hat denn dann Trump ins Weiße Haus gewählt? Eines ist klar: Es war sicherlich keine rationale Großhirn-Entscheidung. Die PR-Strategen des heutigen Präsidenten wussten um die Erkenntnisse der Gehirnforschung und nutzten sie gnadenlos für ihre Zwecke. Und Trump eignete sich als Protagonist dazu wunderbar.
Der genialste Trick der US-Strategen dabei war es, die ganze Klaviatur der Sinneseindrücke zu spielen. Selbst diejenigen Männer und Frauen konnten sie erreichen, für die Trump von Beginn an keine Option war. Sie setzten am ureigensten Trieb an, am Sexualtrieb. Unter dem Kampagnen-Stichwort "grab them by the pussy" war eigentlich klar: "Das geht jetzt wirklich zu weit! Dieser Mann mit diesem Frauenbild ist nicht wählbar!" Die Umfrageergebnisse zeigten jedoch ein anderes Bild. Die Zustimmung für Trump nahm zu!
2. Menschen werden immer dümmer
Ein zweites Phänomen, das Menschen wie Trump zu Präsidenten werden lässt, sollten wir nicht aus dem Blick verlieren: Wir werden immer dümmer! Wissenschaftlich ausgedrückt spricht man dabei von "Knowledge-Gap", bzw. der Wissenskluft-Hypothese (vgl. Kubicek/Welling, 2000: 501). Das bedeutet, dass die Kluft derjenigen, die eine breite Bildung genossen haben, immer größer wird gegenüber denjenigen, deren Bildungsstand niedrig ist.
Das moderne Medien-Nutzungsverhalten begünstigt dieses Phänomen. Der häufige Konsum von 140-Zeichen langen Kurznachrichten, Chat-Kommunikation mit Emoticons und Gefällt-mir-Buttons verbraucht weitaus weniger Gehirnkapazität.
3. Vogel-Strauß-Taktik ebnet Trump den Weg
Ein drittes Phänomen nennen die Wissenschaftler „Kognitive Dissonanz“ (vgl. Festinger, 1957: 3). Bei Trump war dies lange Zeit zu beobachten. "Es kann nicht sein, was nicht sein darf", war die innere Haltung der Wahlkampf-Beobachter. Menschen suchen nach Argumenten, die ihrer Vorstellung entsprechen und das bestätigen, was sie denken (wollen) - unabhängig von der Faktenlage. Die objektive Wahrnehmung wird außer Kraft gesetzt....
Der Einzelne bewegt sich in seiner "Bubble", im Kreise seiner Social-Media-Freunde, die alle dieselbe Meinung haben, wie sie selbst.
Fazit: Hinschauen und besser machen!
Das sind die drei Ansätze, die erklären, wie das Trump-Drama begann. Was lernen wir daraus? Wie können wir es in Zukunft besser machen?
Wichtig ist jedoch, dass uns genau das bewusst ist: Unsere Entscheidungen werden von unseren Trieben und Emotionen gefiltert und gesteuert. Diesen Effekt nutzen Medien und Kommunikationsexperten: Sie manipulieren uns gezielt und bewusst.
Um im Weltgeschehen - oder auch im unmittelbaren Umfeld - den Überblick zu bewahren, lohnt sich der Blick über den Tellerrand hinaus. Nur so lassen sich Alternativen rechtzeitig erkennen und nur so ist es möglich, klare Entscheidungen zu treffen. Bewusst hinschauen - das ist de facto der Schluss, den wir aus dem Trump-Drama ziehen können und sollten! Dann haben wir auch wieder eine echte Wahl und müssen nicht postfaktisch bejammern, dass wir versehentlich unsere Demokratie verspielt haben.