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Interview mit Prof. Dr. Stefan Gröner

Die digitale Disruption betrifft alle Branchen und erfordert ein Umdenken in der Unternehmensführung. Es bietet Chancen für innovative Vermarktungsstrategien, erfordert jedoch eine umfassende digitale Integration. Klassische Werbung wird an Bedeutung verlieren, aber die Verbindung von Online- und Offline-Kanälen bleibt entscheidend.

Interview mit Prof. Dr. Stefan Gröner

Interviewfragen:

  1. Herr Prof. Dr. Gröner, Sie sind nicht nur einer der renommiertesten deutschen Strategieberater und Change Manger sondern auch Professor für Unternehmenskommunikation, Ihr Forschungsgebiet ist die digitale Disruption. Was genau dürfen wir uns denn darunter vorstellen?
"Disruption bedeutet zunächst einmal dem Wortstamm nach„Zerbrechung“oder„Zerreissung“. Auf die Wirtschaft angewandt sagt Disruption aus, dass sich durch neue Technologien oder Innovationen neue Zielgruppenbedürfnisse ergeben, die bestehende Geschäftsmodelle bedrohen oder eben auch„zerbrechen“ können, wenn nicht die geeigneten Maßnahmen ergriffen werden. Also nichts wirklich Neues - durch die Digitalisierung verändernsich nur einige Rahmenbedingungen dramatisch, beispielsweise im Hinblick auf dieGeschwindigkeit des Wandels oder die hohe Sozialisierung derKommunikation."  
  1. Muss man wirklich immer wieder völlig neue Wege gehen? Reicht es nicht einfach, althergebrachtes zu verbessern?
"Wenn eine Branche von der Disruption betroffen ist, gilt es, eine ausgewogene Balance zwischen der konzentriertenWeiterführungdes bestehenden Geschäftes und dem gleichzeitigenUmbaudes Unternehmens in Bezug auf die neuenGeschäftsfelder zu schaffen. Das ist natürlich für das Management deutlich schwerer umzusetzen als wenn man – wie bei der digitalen Disruption die jungen Angreifer aus der IT-Branche – nur auf die Zukunftsthemen setzen kann und daher einen klaren Fokus hat."  
  1. Dürfen sich manche Branchen Hoffnungen machen, vom digitalen Wandel verschont zu bleiben oder wird es ausnahmslos alle treffen?
"Grundsätzlich muss man davon ausgehen, dass diedigitale Disruption in den nächsten Jahren alleBranchen tangieren wird. Selbstverständlich gibt es einige Branchen, die mehr als andere betroffen sein werden, wie z.B. der Handel, dieFinanz- oder die Automobilindustrie. Aber es kann sich kein Unternehmen leisten, sichnicht ausführlich mit den strategischen Herausforderungen und Chancen der Digitalisierung zu beschäftigen."  
  1. Ist die Hoffnung nicht vom Gespenst der Digitalisierung heimgesucht zu werden der völlig falsche Ansatz, sollte sich ein deutsches Unternehmen nicht freuen, endlich alte Wege verlassen und komplett neue Möglichkeiten der Vermarktung für sich entdecken zu können?
"Unbedingt. Jeder Wandel birgt auch Chancen, gerade in Bezug auf die Kommunikation und die Vermarktung. Hierzu istallerdings ein hohes Verständnis der Funktionalitäten der neuen Medien und vor allem die Bereitschaft zur ausnahmslosen digitalen Verzahnung aller Kommunikationsaktivitäten notwendig."
  1. Glauben Sie, dass analoge Werbung ihre Zukunft als Randerscheinung wird fristen müssen oder lohnt es sich, zweigleisig online wie offline zu fahren?
"In den nächsten Jahren wird aufgrund der Änderung des Mediennutzungsverhaltens vor allem von jungenZielgruppendie Bedeutung von klassischer Werbung wie TV, Print oder Kino eher abnehmen. Allerdings ist diegrößte Herausforderung, die neuen Möglichkeiten derKommunikation mit den für den tatsächlichen Verkauf/ Abschluss an Wichtigkeit zunehmenden Offline-Kanälen zu verknüpfen. Denn alleine mit Kommunikation in sozialen Medien wird die klassische Werbung auf absehbare Zeit nicht zu ersetzen sein."

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