Stressresistenz in digitalen Zeiten: Unternehmen sollten vorsorgen
Je digitaler die Gesellschaft und je schneller die technischen Entwicklungen, desto verbreiteter das Gefühl der Erschöpfung bei den Beschäftigten – und umso wichtiger sind Prävention und Aufklärung. Mit dieser Faustformel im Gepäck startet Holger Kracke in sein neues Ehrenamt als Vorsitzender des Deutschen Bundesverbands für Burnout-Prophylaxe und Prävention (DBVB).
Der zertifizierte Trainer für Burnout-Prophylaxe und gesundes Leistungsmanagement will den DBVB im achten Jahr seines Bestehens breiter aufstellen. Er möchte ihn als Anlaufstelle für Betroffene und interessierte Unternehmen bekannter machen und den Mitgliedern durch Weiterbildung und Zertifizierung Vorteile bieten.
Die Herausforderung der Digitalisierung
Die Welt ist im Wandel – technisch, politisch, gesellschaftlich. Die Veränderungen durch die Digitalisierung sind exponentiell, weiß Holger Kracke, der gerade zu diesem Thema sein erstes Buch herausbringt. „Nur sind wir Menschen gar nicht so sehr für schnelle Veränderungen gemacht. Wir schaffen es dann nicht mehr, uns anzupassen. Das Gefühl von Überforderung greift um sich.“
Es sind Sätze wie „Ich kann nicht!“ oder „Ich schaffe es nicht!“, die bei Burnout-Experten Alarm auslösen. „Der Prozess hin zu einem Erschöpfungssyndrom ist wie Radioaktivität – das sehen, riechen und schmecken die Betroffenen nicht. Aber wenn sie es spüren, ist es meistens schon zu spät“, so der neue DBVB-Vorsitzende.
Frühe Prävention als Schlüssel
Der Verband setzt daher früh an – bei der Gesunderhaltung: „Prävention fängt idealerweise bei gesunden Menschen an.“ Dabei gibt es in deutschen Unternehmen noch viel zu tun. Laut einer bundesweiten Forsa-Umfrage des DBVB bietet nur jeder zweite Arbeitgeber eine betriebliche Gesundheitsförderung an. Beim Thema Stressmanagement sind nicht einmal 30 Prozent der Betriebe aktiv – und vergeben damit Wettbewerbsvorteile.
„80 Prozent aller Ausfälle könnten wir mit einer vernünftigen Prävention verhindern“, ist Kracke überzeugt – vorausgesetzt, Prävention wird für uns alle so normal wie die Prophylaxe beim Zahnarzt.
Ausbau des Verbands
Bis es soweit ist, will der neue Bundesvorsitzende den Verband breiter aufstellen und die Zahl der derzeit knapp 100 Mitglieder in den nächsten drei Jahren verdoppeln: „Wir sind bereits spezialisiert, aber es gibt noch viele Therapeuten, Trainer und Gesundheitsbeauftragte, die gut zu uns passen.“ Ihnen will der gelernte Betriebswirt die Möglichkeit der Zertifizierung bieten und aus Unternehmen, die auf eine professionelle Burnout-Prophylaxe setzen, starke Arbeitgebermarken machen.
Dabei hilft dem neuen DBVB-Vorsitzenden seine jahrelange Praxiserfahrung: „Ich habe alles erlebt – Einzelbüros und Großraum, Insolvenzen und Umstrukturierungen.“ Der 48-Jährige hat lange in der Werbebranche gearbeitet und dann in Wien eine Ausbildung zur Burnout-Prophylaxe absolviert. Für den DBVB war er zuletzt als Landesrepräsentant für Nordrhein-Westfalen tätig.
Der geschäftsführende Vorstand setzt sich weiterhin aus der stellvertretenden Vorsitzenden Adele Brucks, dem Bundesschatzmeister Dietmar Klemen und Ute Ferber zusammen.