Nina Ruge:Wie man selbst in stressigen Zeiten Ruhe und Glück empfinden kann!
1: Der ständige Schwarm an Gedanken Wer kennt das nicht? Schon beim Zähneputzen istman mit den Gedanken ganz woanders: Entwederbeschäftigen uns Ereignisse des Vortags, oder wirdenken bereits an zukünftige Verpflichtungen.»Das ist fatal«, sagt Nina Ruge, »nur wenn wirwirklich bei der Sache sind, sind wir hellwach,lebendig, energiegeladen und in der LageGlücksmomente zu empfinden.« Sie verweistauf eine Harvard-Studie. Danach ist jederMensch im Durchschnitt rund 50 Prozentseiner wachen Zeit geistig abwesend. Und jehäufiger jemand geistig abwesend ist, desto größerist das Gefühl, unglücklich zu sein. »Nichtwir steuern unsere Gedanken, sondern unsereGedanken steuern uns, gerade in stressigen Zeiten!«
2: Warum wir einen Bewusstseinswandel brauchen Die Lösung kann nach den Worten von NinaRuge nur ein Bewusstseinswandel sein, denwir heute so intensiv brauchen wie in keinemJahrhundert zuvor. »Die Beschleunigung, dieDiversifizierung, die Individualisierung, die Globalisierung– sie schlagen ja zumindest auf alldiejenigen voll durch, die einen anspruchsvollerenJob haben. Und es sind gerade die enormpflichtbewussten Menschen, denen die Flutihrer Gedanken zu schaffen macht.«
3: Ich bin stolz auf meinen messerscharfen Verstand, aber... Nina Ruge machte deutlich, dass jeder auf seinenmesserscharfen Verstand stolz sein kann. »Immer dann, wenn ich ihn brauche, setze ichihn ein, wunderbar!« Es gebe neben dem Verstandaber auch noch eine »innere Kraft«, diesich allerdings nur dann entfalten könne, wennder Gedankenfluss des Verstandes zur Ruhekomme. ____________________________________________________________________________________________________________
Nina Ruge zu den Alltagsdrogen, die wir alle lieben – Erfolg, Anerkennung, Bewunderung: »Ich finde erfolgreiche, schöne und engagierte Menschen noch immer großartig. Doch heute ist entscheidend für mich, ob sie für die Sache brennen – oder für ihr Ego.
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4: Die Crux einer Journalistin »Journalisten sind darauf trainiert, nur das zurespektieren und zu akzeptieren, was definierbarist und die ›innere Kraft‹ ist nicht definierbar.Das ist meine Crux«, erläutert Ruge,»aber die Menschheit ist sich dieser innerenKraft schon seit Menschengedenken bewusstgewesen. Sie existiert, ist aber durch Wortenicht erfassbar, sondern nur durch Bilder undGleichnisse.«
5: Der Instrumentenkasten Wenn man in der Lage ist, die innere Kraftzu nutzen, so Ruge weiter, dann verändernsich sehr viele Dinge. Wie bringt man nundie Gedanken und den Verstand zur Ruheund öffnet sich für die innere Kraft? Dafür hatNina Ruge einen »Instrumentenkasten« parat.»Die rote Ampel, die Eisenbahnschranke, dieSchlange an der Kasse. All das sind wunderbareGelegenheiten für bewusste kleine Fluchten!Innehalten, tief atmen, schauen. Die Weltbetrachten, detailgetreu, mit geschärfter Aufmerksamkeit. «Um ein waches Bewusstsein zu erzeugen, soNina Ruge, kann auch eine Formel oder ein Satz(»Alles wird gut«) sehr hilfreich sein, genausowie ein besonderer Glücksmoment im Leben,den man sich besonders in stressigen Zeiten wieder in Erinnerung ruft.
6: Der lange Weg zu einer anderen Bewusstsein Sich voll einlassen auf das, was wir tun, egal,ob beruflich oder privat, das ist leichter gesagtals getan«, gibt Ruge zu bedenken, »denn daist ja immer irgendwas, was stört, der muffeligeEhepartner oder der Stau auf dem Wegzum Supermarkt. «Daher komme es darauf an, regelrecht miteinem Training zu beginnen, um die eingefahrenenBahnen zu verlassen. Ruge: »Wirwissen aus der Neurologie, dass unserePersönlichkeit, unsere Art zu denken, zuempfinden, zu fühlen und dann eben auch zuentscheiden, was ich tue oder was ich nichttue, neuronal so geprägt sind, dass es ewigdauert, bis ich die Gewohnheiten umtrainierthabe. Also kommt es darauf an, ein klaresZiel zu haben und sich dann auf den Weg zumachen, wohl wissend, dass es lange dauernwird, bis sich meine Wahrnehmung und meinVerhalten tatsächlich verändert haben.«
7: Das Leben als heiterer»Schreit-Tanz« »Stress« – eine giftige Melange aus Termindruck,Erfolgsdruck, Multitasking, »alles-aufeinmal-aber-das-bitte-ganz-schnell« kann unstotal blockieren. Das weiß Nina Ruge aus eigenerErfahrung zur Genüge. In stressigen Zeiten,kann auch Humor sehr hilfreich sein. »Humorvollreagieren« gehöre daher ebenfalls in denpersönlichen Werkzeugkasten. Bei vielen seiaber dafür ein längerer Lernprozess und eineUmprogrammierung alter Reflexe erforderlich.Ruge: »Auch ich musste es wirklich erst lernen.In den 50er und 60er Jahren war der humorvolleUmgang miteinander nicht üblich. Inmeinem Elternhaus gab es das nicht.«Öfter humorvoll zu reagieren, das trainiere siebis heute. »Zu meinem Freundeskreis gehörenzahlreiche sehr leistungs-getriebene Menschen,die auf viele Situationen leider nichtmit Humor reagieren«, bedauert Nina Ruge,»dabei wäre es doch möglich, das Leben alseinen heiteren Schreit-Tanz zu begreifen. Dazumüssen wir uns nur klar machen, was wirklichwichtig ist. Über alles andere können wir danneigentlich doch lachen.«