Burnout – Dr. Michael Spitzbart erklärt Entstehung und Prävention
JEDER KANN DAUERHAFT FIT UND LEISTUNGSFÄHIG BLEIBEN. Davon ist Gesundheitsexperte Dr. Michael Spitzbart überzeugt. Im Interview erklärt er, wie Burnout entsteht und wie man sich schützen kann.
Burnout als schleichender Prozess
Burnout ist laut Ihnen kein Zustand, sondern ein Prozess, der sich über Monate entwickelt. Warum ziehen Betroffene nicht frühzeitig die „Notbremse"?
Gerade weil dieser Prozess über Monate hinweg stattfindet, sind die Veränderungen so minimal, dass Betroffene sie kaum wahrnehmen – oder eben erst zu spät. Müdigkeit, Antriebslosigkeit, Gereiztheit und gedrückte Stimmungslage über einen längeren Zeitraum hinweg sind aber auf jeden Fall Zeichen, die auf ein Burnout hindeuten.
Betroffene fühlen sich meist, als würden sie mit angezogener Handbremse Auto fahren. Sie haben nach dem Arbeiten keine Lust mehr, Freunde zu treffen, im Park spazieren oder joggen zu gehen, meiden soziale Kontakte, sind oft zynisch und leiden häufig an Infekten, da Stress auch das Immunsystem unterdrückt. Diese Anzeichen kommen aber nicht über Nacht, sondern wirklich schleichend.
Effektiver Schutz vor Burnout
Wie kann man sich effektiv schützen, dass man nicht ausbrennt?
Der Leistungsdruck in unserer Gesellschaft nimmt kontinuierlich zu. In Folge wächst die Zahl der Menschen, die an Burnout leiden. Man kann aber durchaus einiges tun, um sich zu schützen. Natürliche Mittel gegen Stress sind Sonne, Wärme und Bewegung.
Schon ein flotter Spaziergang sorgt dafür, dass Stresshormone abgebaut werden. Auch Meditation hilft, um zu entspannen. Wer außerdem bewusst in schönen Erinnerungen und Erfolgserlebnissen schwelgt und versucht, positiv zu denken, trainiert sein positives Emotionszentrum.
Auf Dauer nimmt das Gehirn die Gedanken ins Unterbewusstsein auf und man wird glücklicher und zufriedener. Techniken wie Aufmerksamkeitstrainings können helfen, den inneren Dialog zu stoppen. Ein optimistisches „warum nicht" sorgt für mehr Gelassenheit und Erfolg.
Wie wichtig ist die richtige Ernährung?
Extrem wichtig. Dauerhafter Stress führt dazu, dass die Stimmungshormone Serotonin und Noradrenalin im Gehirn abnehmen. Ersteres ist für gute Laune zuständig, Letzteres für den Antrieb. Werden diese weniger produziert, steigt das gefühlte Arbeitspensum. Das führt zu einem Anstieg des Langzeit-Stresshormons Cortisol im Blut – der Teufelskreis beginnt.
Ein solcher Stressstoffwechsel ist für den Körper eine echte Ausnahmesituation. Er zieht alle Register und sucht neue Energiequellen: Nicht nur Kohlenhydrate und Fette, sondern auch Eiweiße werden in Zucker umgewandelt. Wertvolle Proteine fehlen dann für die Hormonproduktion. Nimmt der Betroffene jedoch ausreichend Eiweiß zu sich, kann er die eigene Serotoninproduktion anregen. Das macht widerstandsfähiger und stressresistenter.
Wie sieht die ideale Anti-Stress-Ernährung aus?
Man sollte mehr Eiweiß essen – entgegen der weit verbreiteten Meinung, dass über die Hälfte der Kalorien aus Kohlenhydraten stammen sollte. Fettarme Milchprodukte wie Molke, Hüttenkäse oder Joghurt sind hervorragende Eiweißlieferanten. Aber auch in magerem Geflügel und Fisch steckt viel Protein.
Gibt es Menschen, die besonders gefährdet sind?
Grundsätzlich kann Burnout jeden treffen. Doch Charaktereigenschaften spielen eine große Rolle. Perfektionisten und Menschen, die sich für den Job aufopfern, leiden besonders häufig unter Burnout. Selbstständige sind häufiger betroffen als Angestellte, und Frauen sind anfälliger als Männer. Denn Frauen haben meist größere Schwierigkeiten, Probleme abzuschütteln – Stichwort: Overthinking. Männer hingegen haben oft ein dickeres Fell und können nach der Arbeit besser abschalten.
Wie sieht es speziell bei Fahrlehrer:innen aus?
Langes Sitzen, Bewegungsmangel, Reizüberflutung im Straßenverkehr und die ständige Notwendigkeit, hoch konzentriert zu bleiben – das sind natürlich Stress- und Risikofaktoren.
Was kann man tun, um die eigenen Mitarbeitenden gesund zu halten?
Als Chef sollte man mit gutem Beispiel vorangehen. Viel lächeln, gute Stimmung verbreiten und für ein gutes Betriebsklima sorgen. Flexible Arbeitszeiten und ausreichend Pausen sind ratsam. Aber auch eine angemessene Bezahlung und damit Anerkennung der Arbeit gehören unbedingt dazu.
Tipp: Burnout frühzeitig erkennen: Die Konzentration des Stresshormons Cortisol lässt sich im Speichel messen. Da es erst bei länger anhaltendem Stress nachweisbar ist, gilt Cortisol als verlässlicher Indikator für das Burnout-Syndrom. Interessierte können ein Testkit unter info@spitzbart.com anfordern. Der Hormonspeicheltest kostet etwa 40 Euro pro Hormon inklusive Auswertung.
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