Systemisches Management
Komplexität und Dynamik als zukünftige Herausforderungen
Gängige QM-Methoden stoßen zunehmend an ihre Grenzen, wenn es darum geht, die wachsende Komplexität und Dynamik von Organisationen zu berücksichtigen. Eine aktuelle Forschungsarbeit untersucht, wie Organisationen und ihre Mitarbeiter komplexe Situationen effektiver bewältigen können. Qualitäts- und Systemdenken bieten einen methodischen Rahmen für das Qualitätsmanagement der nächsten Generation.
Integration von Qualitäts- und Systemdenken
Das Verständnis von Steuerung und Management hat sich durch die Entwicklung der System- und Komplexitätswissenschaften erheblich weiterentwickelt. Unvorhersehbarkeit, der Schmetterlingseffekt und Hebelwirkungen sind wesentliche Erkenntnisse für das Management sozialer Systeme.
Die Vernetzung von Einflussfaktoren und die Beschleunigung von Prozessen in Organisationen haben drastisch zugenommen. Klassische Qualitätsmanagement-Themen wie Zielfindung, Planung, Entscheidungsunterstützung, Maßnahmenumsetzung und Frühwarnsysteme sind direkt betroffen.
Systemisches Denken betrachtet das gesamte Systemverhalten als Zusammenspiel aller Variablen und legt den Fokus auf Beziehungen und Wechselwirkungen. Dieser Ansatz geht über das klassische analytische Denken hinaus, das einzelne Variablen isoliert betrachtet, um kausale Zusammenhänge zu verstehen, aber Wechselwirkungen zwischen Zielen und Maßnahmen vernachlässigt.
Treiber, Erfolgsfaktoren und Wirkungszusammenhänge
Organisationen sind keine einfachen Maschinen mit klaren Ursache-Wirkungs-Beziehungen, sondern komplexe Systeme, deren Leistung von Wechselwirkungen zwischen verschiedenen Variablen abhängt.
Die Forschung zeigt, dass alle Variablen in einer Organisation spezifische Funktionen erfüllen:
Sie wirken als Treiber für das Gesamtsystem,
Sie dienen als Mediatoren oder Moderatoren in Netzwerkstrukturen,
Und sie sind durch Nichtlinearitäten und Interaktionen gekennzeichnet.
Empirische Analyse von Organisationen
Die Untersuchung von über 200 Organisationen ergab:
Jede Organisation hat individuelle Merkmale, aber es existieren allgemeine Muster.
Führung und Strategie sind die wichtigsten Treiber für ein erfolgreiches System.
Erfolgsfaktoren umfassen Control/Feedback, kontinuierliche Verbesserung, Innovation und Kommunikation.
Ein typisches Beziehungsmuster ist die Auswirkung von Control/Feedback auf Schlüsselergebnisse. Eine zunehmende Reife in diesem Bereich führt zu besseren Ergebnissen, jedoch tritt ab einem bestimmten Punkt ein Sättigungseffekt ein.
Auf dem Weg zu einem neuen Verständnis
Für die betriebliche Praxis ergeben sich folgende Erkenntnisse:
Organisationen haben unterschiedliche Reifegrade in ihren Variablen.
Bei hohem Reifegrad laufen Systeme und Prozesse (einschließlich kontinuierlicher Verbesserung und Innovation) weitgehend autonom.
Erfolgsfaktoren bei hohem Reifegrad sind Control/Feedback und Mitarbeitermanagement.
Mitarbeiter- und Kundenzufriedenheit sind stark miteinander verknüpft.
Bei niedrigem Reifegrad sind Führung, Control/Feedback und kundenorientierte Prozesse entscheidend.
Fazit: Zukunftsfähiges Qualitätsmanagement
Die Ergebnisse bestätigen, dass das Qualitätsmanagement der Zukunft stärker auf die komplexen Eigenschaften von Organisationen eingehen muss. Beziehungsmuster, Wechselwirkungen sowie die Identifikation und Nutzung von Treibern und Erfolgsfaktoren sollten in den Mittelpunkt rücken.
Daher muss das traditionelle Qualitätsmanagement um systemisches Management und Methoden des Komplexitätsmanagements erweitert werden. Die identifizierten Muster können als Impulse für die Weiterentwicklung von Organisationen dienen.